Gioaccino Rossini: Petite Messe solennelle, 18. November 2006, Pfarrkirche Haßfurt
Einen herrlichen Abend erlebten die Zuhörer in der Stadtpfarrkirche in Haßfurt: Die Kantorei Haßberge, Solisten und Instrumentalisten führten unter der Leitung von Dekanatskantor Matthias Göttemann die ?Petite Messe solennelle? von Gioacchino Rossini auf. Foto: Ulrike Langer
Nach Oratorien und Messen aus dem Barock und der Klassik brachte die Kantorei Haßberge unter der Leitung von Matthias Göttemann nun in der Pfarrkirche in Haßfurt mit der ?Petite Messe solennelle? von Gioacchino Rossini ein romantisches Werk zur Aufführung. Mit großem Erfolg! Denn sowohl der Chor als auch die Solisten und die beiden Musiker, die an Klavier und Harmonium das Werk begleiteten, boten einen Hochgenuss.
Die ?Petite Messe solennelle? ist neben dem ?Stabat Mater? Rossinis zweite große kirchenmusikalische Schöpfung. Er selbst bezeichnete sie als eine seiner "Sünden des Alters" und schrieb unter die Partitur: ?Lieber Gott ? voila, nun ist diese arme kleine Messe beendet. Ist es wirklich heilige Musik, oder ist es vermaledeite Musik? Wenig Wissen, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.? Trotz dieser bescheidenen Worte aber legte der 71-jährige Komponist sein ganzes musikalisches Wissen in dieses Werk- schließlich hatte er schon 40 Opern und Orchester- sowie Kammermusik geschrieben- und arbeitete mit ?wahrer Liebe zur Religion?. Weil die Messe im privaten Rahmen uraufgeführt wurde, schrieb Rossini auch nur eine Begleitung mit Klavier und Harmonium. Daneben ist sie in einer anderen Tradition verwurzelt als die deutschen Messen, voller Heiterkeit, aber deswegen nicht weniger ernsthaft als Musik zum Lobe Gottes gedacht. Auch wenn sich Rossini nach außen in seinen ironischen Späßen gefallen haben mag, so wird doch die persönliche und von einer tiefreligiösen Auseinandersetzung mit dem Messtext geprägten Umsetzung der Glaubensinhalte in Musik deutlich. Musikalisch enthält die Oper viele Bezüge zur Oper, aber durch die Beschäftigung Rossinis mit Johann Sebastian Bach auch Choralfugen wie zum Beispiel in den Schlusssätzen des ?Gloria? und des ?Credo?.
Die Interpretation durch den Chor der Kantorei, die Gesangssolisten und die Instrumentalisten wurde dem vielseitigen Anspruch des Werkes mehr als gerecht. Homogen und klangschön erwies sich der Gesang der Laiensängerinnen und ?sänger aus dem gesamten Landkreis, die mit der Kantorei Haßberge schon viele bemerkenswerte Konzerte gegeben haben. Herrlich leicht und dennoch rhythmisch sicher meisterten sie die langen Fugen, sicher und ausdrucksstark zeigten sie sich bei den überraschenden dramatischen Ausbrüchen und den herrlichen lyrischen Passagen und besonders empfindsam vereinten sie sich im ?Agnus Dei? mit der Altistin Yvonne Albes (die für die erkrankte Tajana Tikvicki eingesprungen war). Ganz hervorragend erwies sich auch das Solistenquartett: Janine Elara stellte mit ihrem kraftvollem und strahlendem Sopran die ganze Bandbreite ihrer schönen Stimme unter Beweis und vereinigte sich mit der ebenso wohlklingenden Stimme von Yvonne Albes vor allem im ?Qui tollis? zu einem herrlichen Duett. Die volle, modulationsfähige Stimme des Tenors Omar G. Garrido Mendoza kam hauptsächlich in dem einzigen Solo ?Domine Deus? zur Geltung und Sven Fürst ließ einen Bass hören, wie man ihn sich wünscht: kräftig, ausdrucksstark, die Tiefen auskostend und mit Leichtigkeit in die Höhen steigend. Besonders erwähnenswert ist auch die Pianistin Katia Bouscarrut, die zusammen mit Florian Strasser am Harmonium den Chor und die Solisten begleitete. Sie erwies sich als wahre Tastenkünstlerin, einfühlsame und resolute Begleiterin, mit dem Prélude religieux im Offertorium aber auch selbst als ausgezeichnete Solistin.
So wurde die Aufführung, die Matthias Göttemann in dem Wissen einer guten Vorbereitung, ruhig und gelassen, freundlich aber bestimmt mit großer Souveränität leitete, mit stehenden Ovationen bedacht.
Ulrike Langer