J. Haydn: Stabat mater
Karfreitag, 21. März 2008, 19.30 Uhr, Marienkirche Königsberg
Werke von Haydn und Bach gingen tief unter die Haut
Von: Gerold Snater
Karfreitagkonzert der Kantorei Haßberge in Königsberg
Zwei Musikwerke mit höchsten Ansprüchen an Chor, Solisten und Orchester führte die Kantorei Haßberge am Karfreitagabend in der evangelischen Marienkirche in Königsberg auf.
Zu Beginn des Konzertes widmeten sich die Sängerinnen und Sänger, begleitet vom Orchester Camerata aus Würzburg mit Konzertmeister Prof. Sören Uhde und Christian Bischof (Orgel) der Bachkantate ?Jesus nahm zu sich die Zwölfe?. Diese Kantate wurde von Johann Sebastian Bach am 7. Februar 1723 komponiert. Zusammen mit ?Du wahrer Gott und Davids Sohn? hatte sich Bach seinerzeit damit der Stadt Leipzig als zukünftiger Thomaskantor empfohlen. Der erste Teil des Textes bezieht sich auf Lukas 18, Vers 31 und 34, der weitere Text stammt von einem unbekannten Dichter und steht in engem Bezug zum Evangelium des Sonntags Estomihi.
Schon in diesem ersten Teil des Konzertes bewiesen der Chor unter der Leitung von Dekanatskantor Matthias Göttemann, die Gesangssolisten und das Orchester eine hervorragende Identifikation mit dieser Kantate.
Auch die folgende musikalische Umsetzung des mittelalterlichen Gedichtes ?Stabat mater dolorosa?, zu deutsch: ?Es stand die Mutter schmerzerfüllt?, in der Komposition von Joseph Haydn beeindruckte und ging vielen der zahlreichen Konzertbesuchern so unter die Haut, dass es zum Schluss der Aufführung erst etliche Sekunden dauerte, bis sich die Hände der Zuhörer zum Beifall rühren konnten. Dann aber brauste der Beifall für ein großartiges Konzert um so stärker auf.
Gemeinsam war es unter der einfühlsamen aber dennoch immer bestimmenden Leitung von Göttemann den Sängern, den Gesangssolisten Martina Hartleb (Sopran), Katharina Magiera (Alt), Benedikt Nawrath (Tenor) und Sven Fürst (Bass), sowohl bei ihren Solopartien als auch bei ihrem Soloquartett, und dem zurückhaltend gefühlsbetont begleitenden Orchester gelungen den in zwanzig Strophen zusammengefassten Schmerz Mariens über ihren am Kreuz sterbenden Sohn auszudrücken. Beeindruckend dabei der Wechsel zwischen Soli, Soloquartett und Chor, der maßgeblich zur ausdrucksstarken Umsetzung des Textes beitrug, der bereits auf das 13. Jahrhundert zurückgeht und den Franziskanern Iacopone da Todi oder Johannes Bonaventura zugeschrieben wird, was aber nicht sicher nachweisbar ist.
Große sängerische Disziplin zeigte der Chor auch bei den Partien, wo er nur kurze Einwürfe zu singen hatte. Matthias Göttemann gelang es mit seinem Chor, zusammen mit den glanzvollen Gesangssolisten und dem Orchester Camerata in beeindruckender Art und Weise die Dramatik und Mannigfaltigkeit von Haydns ?Stabat mater dolorosa? den Zuhörern zu offenbaren.