16.04.2005

Joseph Haydn: Die Schöpfung, 16. u. 17. April 2005

16.04.2005 - Haßfurt, Stadtpfarrkirche 17.04.2005 - Würzburg, Augustinerkirche   Haßfurt (ger) Eine grandiose Aufführung des beliebten Oratoriums ?Die Schöpfung? von Joseph Haydn erlebten die Besucher in der fast ausverkauften Stadtpfarrkirche in Haßfurt durch die Kantorei Hassberge, die Solisten Franziska Rauch, Reiner Geißdörfer und Johannes Weinhuber sowie das im Landkreis schon bekannte Orchester Sinfonietta Würzburg unter der Gesamtleitung des Dekanatskantors Matthias Göttemann.


Foto Ulrike Langer

Foto Ulrike Langer

Eine wunderbare Darbietung des Oratoriums ?Die Schöpfung? von Joseph Haydn erlebten die Zuhörer in der Pfarrkirche Haßfurt. Es sangen und musizierten die Kantorei Haßberge, die Solisten Franziska Rauch, Rainer Geißdörfer und Johannes Weinhuber sowie das Orchester Sinfonietta Würzburg unter der Gesamtleitung des Dekanatskantors Matthias Göttemann.

Gerade in dieser Zeit, in der die ersten Blumen spießen, sich das erste, junge Grün entfaltet und die Vögel Gottes wunderbare Schöpfung preisen, gehen  die Texte und die Musik des groß angelegten Oratoriums ?Die Schöpfung? besonders zu Herzen. 1796 bis 1798 komponiert, erzählt es die komplette Schöpfungsgeschichte vom Chaos über die Erschaffung von Licht, Erde, Himmelskörper, Wasser, Wetter, Pflanzen, Fischen, Vögel, Vieh und Menschen bis zur trauten Zweisamkeit von Adam und Eva im Garten Eden. Mit dieser oft als sein Meisterwerk gepriesenen Komposition für drei Solisten, Chor und Orchester stieß Joseph Haydn in neue orchestrale Welten und musikalische Klangmalerei vor. Das Orchester porträtiert die einzelnen ?Schöpfungen? Gottes, sei es das rollende Meer, der stolze Adler, die strahlende Sonne, der sanfte Mond, der brüllende Löwe, das Heer der Insekten oder der Mensch nach Gottes Ebenbilde. Die Solisten nehmen diese Schilderungen auf, während die monumentalen Chorpassagen meist dem Lobe Gottes gewidmet sind und das Ende eines Schöpfungstages preisen.

Unter der umsichtigen Leitung von Matthias Göttemann, der auf eine lebendige Interpretation bedacht war, überzeugte die von ihm bestens disponierte und vorbereitete Kantorei Haßberge mit ihren mittlerweile 70 Sängerinnen und Sängern aus der Region. Die Frische ihres Klangs, die hervorragende Textverständlichkeit und die musikalische Konzentration bei jedem Einsatz ? von der lyrischen Schilderung des Geistes Gottes auf der Fläche des Wassers zu Beginn bis hin zum feierlichen Schlusschor ließ keine Wünsche offen. Nach dem lyrischen Beginn ?Und der Geist Gottes? brachte der immer wieder wirkungsvolle Effekt des vom pianissimo bis zum fortissimo anschwellenden ?...und es ward Licht? den ersten Höhepunkt. Die weiteren, musikalisch einprägsamen Sätze bewältigte der Chor präzise, festlich froh, mit durchsichtiger Polyphonie und in homogener Klanglichkeit. Mit dem gewaltigen, spannungsvoll vorgetragenen Schlusschor ?Singt dem Herren alle Stimmen? setzte er schließlich einen gewichtigen Eckstein.

In der Solistenrolle des Erzengels Gabriel glänzte Franziska Rauch mit jugendlich frischem, leuchtenden Sopran, einem großartigen Klangvolumen, einem strahlenden hohen C und geschliffener Koloraturtechnik. Im Part der Eva gefiel sie besonders durch ihre warme, lyrische Interpretation der liebenden Frau, wobei die Duette mit Johannes Weinhuber als Adam zum absoluten Hochgenuss wurden. Überhaupt beeindruckte der voluminöse Bass sowohl als Erzengel Raphael als auch als Adam mit lyrisch wie dramatisch überzeugendem Organ von großer Bandbreite und klangvollem Timbre. Seine Solopartien waren bis zum letzten Ton wunderbar ausgestaltet, drückten die eigene Begeisterung über die Schöpfung mitreißend aus und führten den Zuhörern die Herrlichkeiten der erschaffenen Welt wunderbar zu Ohren. Den Part des Erzengels Uriel sang Reiner Geißdörfer mit metallischem Tenor von abgerundeter Höhe wie Tiefe.

Die Mitglieder des Orchesters beweisen wieder einmal ihr Können in den vielfältigen diffizilen Aufgaben von der einleitenden plastischen, dynamisch schattierungsreichen Schilderung des Chaos über die schönen Begleitparts der Arien bis hin zu der kultivierten Kraftentfaltung bei den Monumentalchören.

?...und siehe, es war sehr gut.? Diese Worte aus dem zweiten Teil des zweistündigen Werks beschreiben nicht nur das Werk Gottes, sondern auch den Gesamteindruck dieses durch Klangfülle und Sensibilität beeindruckende Konzert, die vom Publikum durch ungewöhnlich lange anhaltenden Beifall und stehende Ovationen gewürdigt wurde. Mit der Zugabe des Chores ?Stimmt an die Saiten? verabschiedeten sich dann Musiker und Sänger von ihren Zuhörern.


 

CD mit ausführlichem Booklet

für 9 Euro hier kaufen

und bei jedem Konzert der Kirchenmusik in den Hassbergen.

 

Enthält die aus historischem Notenmaterial neu editierte Kantate von Paulus Immler. Ausführende: Matthias Göttemann, Kantorei Hassberge