31.03.2007

J.S. Bach: Johannes-Passion, 31.03.2007 Stadtpfarrkirche Haßfurt, 01.04.2007 Augustinerkirche Würzburg

Eine großartige Aufführung der Johannespassion von Johann Sebastian Bach durch die Kantorei Haßberge, das Orchester Camerata Würzburg und fünf Solisten unter der Gesamtleitung von Dekanatskantor Matthias Göttemann erlebten die Besucher in der Stadtpfarrkirche St. Kilian in Haßfurt.


Foto Ulrike Langer

Foto Ulrike Langer

Haßfurt (ger) Natürlich handelt die Johannespassion von Johann Sebastian Bach vom Leiden und Sterben Jesu Christi. Doch im Mittelpunkt steht das Königtum Christi, bei all der Trauer und dem Schmerz zielt das Werk auf Christi Erhöhung in der Erniedrigung und verweist auf die Unbegreiflichkeit von Christi Größe, die nur auf emotionaler Ebene im Glauben erfahren werden kann. All diese Aussagen fassten die Kantorei Haßberge, das Orchester Camerata Würzburg und die Solisten unter der Leitung von Dekanatskantor Matthias Göttemann bei der Aufführung des komplexen Werkes in der Stadtpfarrkirche in Haßfurt auf eine sehr ergreifende, intensive und stimmungsvolle Art und Weise in ihrer Musik und ihrem Gesang zusammen.

Immerhin stellt das Werk große Anforderungen an die Aufführenden: zum einen durch die verschiedenen Textebenen, die vom dramatischen Bericht des Bibeltextes, von der Betrachtung der Einzelnen in den Arien, den andächtigen Chorälen, den aufwühlenden Turba-Chören, die Volkes Stimme vertreten, bis hin zur Ermahnung in den groß angelegten Eingangs- und Schlusschören reichen. Zum anderen durch die daraus resultierende Mehrfachrolle des Chores und die vielfältigen Aufgaben der Instrumentalisten und Solisten. Matthias Göttemann als der Gesamtleiter verstand es hervorragend, diese auf den ersten Blick kontrastierenden Elemente mit Individualisierungskunst und Integrationskraft zu einer stimmigen Gesamtaufführung zu verbinden. Großartiges hat er bei der Einstudierung der Chorsätze geleistet, so dass die Kantorei mit ihren 70 Sängerinnen und Sängern aus dem Landkreis Haßberge sowohl den leidenschaftlich-dramatischen Elementen als auch den reflektierenden, betrachtenden Momenten gerecht wurde. Herrlich der Eingangschor mit der Zentralaussage ?Herr, unser Herrscher?, intensiv und innig die Choräle wie ?O große Lieb?? oder ?Ach großer König?, anrührend und beseelt der Chor in ?Wer hat dich so geschlagen??, zuversichtlich bei ?In meines Herzens Grund? oder tief ergreifend bei ?Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine?. Die schwierigen Aufgaben, mal sanft, mal zornig, mal demütig, mal wütend, mal voller Hass, mal pianissimo, mal fortissimo zu singen, sich in die Texte hineinzuversetzen, Lebendigkeit oder Ruhe zu vermitteln, agil und beweglich zu reagieren, meisterten die Chorsänger ganz wunderbar. So erwies sich die Kantorei als artikulatorisch und klanglich ausgewogenes Ensemble, das allen Facetten der Passion angemessenen Ausdruck verleihen konnte.

Zu der beachtlichen Darstellung der Passion trug auch das Quintett der Vokalsolisten bei. Jörn Lindemann (Tenor) war in der umfangreichen Partie des Evangelisten ein sehr emotionaler Chronist und gefiel durch seine schlanke, in der Höhe schön timbrierte Stimme. Sonja Koppelhuber (Alt) erfüllte ihre Arien mit viel Ausdruck, Stilbewusstsein und Intonationssicherheit. Ihre warme und dennoch klare Stimme klang beseelt und ließ ihre Vorträge zu tief anrührenden Erlebnissen werden. Die Sopranistin Martina Hartleb schickte ihren schlanken, agilen Sopran sicher durch die Partitur, setzte jedoch ein wenig zu viel Tremolo oben drauf. Volker Joerg (Bass) sang die Christus-Partie bedachtvoll und ruhig, während Jens Hamann (Bass) sich als Pilatus vorzüglich in Szene setzte und seine ausgesprochen raumgreifende, füllige Stimme die dramatische Handlung vor allem in den packenden Gerichtsszenen vergegenwärtigte. Das Orchester Camerata Würzburg unter der Leitung von  Professor Sören Uhde bewährte sich als zuverlässiger Instrumentalpartner, der den Vokalisten genügend Platz zur Entfaltung ließ und dennoch die instrumentalen Linien, gerade bei den Arien, differenziert, klangschön und präzise nachzeichnete. So wurde die Aufführung am Schluss von den Besuchern in der vollbesetzten Pfarrkirche mit sehr viel Applaus bedacht.


 

CD mit ausführlichem Booklet

für 9 Euro hier kaufen

und bei jedem Konzert der Kirchenmusik in den Hassbergen.

 

Enthält die aus historischem Notenmaterial neu editierte Kantate von Paulus Immler. Ausführende: Matthias Göttemann, Kantorei Hassberge